Zugegeben, eigentlich feiern Karnevalisten keine runden Geburtstage. Dennoch sind wir von der Mülheimer Karnevals-Gesellschaft stolz darauf, dass sich unsere Gründung 2021 zum 70. Male jährt.
Auch wenn das Corona-Virus es uns nicht erlaubt, dieses besondere Jubiläum auf ebenso besondere Art zu feiern, nehmen wir es zum Anlass, auf die vergangenen 70 Jahre zurückzublicken, auf unsere Gründung in der Nachkriegszeit und auf die vielen bunten und vor allem jecken Jahre, die folgen sollten. Wer hätte gedacht, dass der Verein, der von 30 Karnevalisten gegründet wurde, heute fast 500 Mitglieder zählt. Aber alles nacheinander.
An einem frühlingshaften Sonntagmorgen im April 1951 saßen ein paar Männer wie immer nach der Messe beim Frühschoppen in der Gaststätte Grüters zusammen.
Es ist anzunehmen, dass der ein oder andere Schoppen Wein bereits für heitere Stimmung gesorgt hatte, als Willi Gleichmann und Heinz Grüters eine spontane Idee kam: nachdem die Frauen des Ortes bereits im Jahr zuvor einen „Möhnenverein“ gegründet hatten, wäre es doch an der Zeit, nun auch einen Karnevalsverein zu gründen, in dem Männer wie Frauen gemeinsam miteinander feiern können.
Schnell fanden sich unter den anwesenden Gästen weitere Mitstreiter, die sogleich von der Idee begeistert waren. Und so gründete man die Mülheimer Karnevals-Gesellschaft von 1951.
In den nächsten Tagen und Wochen fanden immer mehr Mülheimer Karnevalsfreunde Gefallen an dieser Idee. Und so nahmen an der offiziellen Gründungssitzung bereits 30 Personen teil. Laut der Gravur auf der Vereinskette, die die "Väter der MKG" bald darauf stifteten und auf der alle Gründungsmitglieder verewigt sind, waren dies:
Willi Gleichmann | Jakob Schuth | Hans Paganetti |
Heinz Grüters | Albert Zeche sr. | M. Struben |
Nikolaus Schmidt | Karl Müller | K. Schunkert |
Jakob Buch | Andreas Nickenig | Willi Just |
Heinz Fischer | Hans Erbar | Leo Lang |
Hans Schwellenbach | Hermann Koch | Peter Still |
Ludwig Engel | Johann Baulig | Martin Müller |
Heinrich Flöck | Jakob Andernach | Herrmann Linden |
Anton Linden | Konrad Moskopp | Konrad Nickenich |
Clemens Nickenig | Hermann Jülich | Peter Zills |
Sie alle erhielten, ebenso wie weitere Mitglieder, die im ersten Jahr zur MKG stießen, den mittlerweile "Gründerorden" genannten, ersten Vereinsorden der MKG, von dem heute nur noch wenige Exemplare exisistieren.
Einer dieser selten gewordenen Orden gehört inzwischen zu den Prinzen-Insignien, die jeder neuen Tollität zur Inthronisierung verliehen werden.
Die anderen verbliebenen Stücle werden von den Nachfahren der einstigen Ordensträger wie kleine Schätze gehütet – und manchmal sogar voller Stolz auf MKG-Veranstaltungen getragen.
Mülheim wird zur "Karnevalshochburg"
Viele der Namen, die man auf der Gründerkette findet, sind noch heute eng mit dem Verein verbunden, auch wenn es heute oft die Kinder, Enkel und Urenkel sind, die den Verein mit Leben füllen. Es kamen aber auch viele Namen und Persönlichkeiten hinzu, die heute aus dem Mülheimer Karneval nicht mehr wegzudenken sind.
Präsidenten und Vorsitzende wie Ewald Dähler, Jakob Schmidt und Günter Welling setzen eigene Zeichen und ließen den Verein immer weiter wachsen. Vor allem eine Person ist aus der Vereinsgeschichte der MKG jedoch am wenigsten wegzudenken und hat unsere Gesellschaft zu dem gemacht, was sie heute ist: Peter Schmorleiz.
1961 trat er in die Gesellschaft ein und saß bereits 2 Jahre später im Elferrat wurde Prinz, Vizepräsident und 1972 - nach närrischen elf Jahren Mitgliedschaft – schließlich Präsident der MKG. Stolze 26 Jahre sollte er dies bleiben und gestaltete die MKG wie niemand anders. Er etablierte den Show- und Gardetanz im Verein, schaffte enge Verbindungen zu anderen Gesellschaften und natürlich auch zum RKK, dessen Präsident er 1985 wurde. 1998 folgte ihm Winfried Erbar, der ebenfalls eigene Zeichen setzte und den Verein mit Engagement und Leidenschaft führte.
In dieser Zeit entwickelt sich Mülheim nicht nur an Schwerdonnerstag, an dem die Mülleme Möhne das närrische Zepter in der Hand halten, zu einer der karnevalistischen Hochburgen in unserer Region: das ganze Jahr hindurch ist Mülheim-Kärlich immer wieder Anlaufpunkt für Närrinnen und Narren – beispielsweise bei den alljährlich stattfindenen Meisterschaften im Show- und Gardetanzsport, die seit vielen Jahren von der MKG ausgerichtet wird.
Die 2010er Jahre standen bei der Mülheimer Karnevals-Gesellschaft im Zeichen der "Verjüngung". Dabei machte Präsident Florian Engel den Anfang, der 2015 mit gerade einmal 26 Jahren das höchste Amt im Verein übernahm.
Vier Jahre später – im Mai 2019 – wurde der mit Abstand jüngste Vorstand der Vereinsgeschichte gewählt. Mit frischen Ideen und neuen, kreativen Ansätzen setzt der Vorstand seither immer wieder neue Akzente und etablierte mit der "Partysitzung" erste, moderne Formate, ohne mit den Traditionen der Mülheimer Karnevals-Gesellschaft zu brechen.
Damit es auch in 70 Jahren in Mülheim noch heißt: